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Recherchiert von Michael Keller |
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Ja, einst gab es neben den "Grossen Drei" noch einen vierten Automobil-Konzern. |
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Design-Zeichnungen des Rambler Tarpon
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Als sein Brötchengeber Packard die Tore in Detroit schloss und er bemerkte, dass Arbeiter alte Fotoplatten aus dem Werksarchiv zertrümmerten um an den hauchdünnen Silberfilm hinter dem Glas zu zu kommen organisierte er auf eigene Faust einen Truck und liess das ganze Material bei sich zu Hause in den Vorgarten kippen. |
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AMC-Designer 1961; R. Teague ist der 2. von links
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Das AMC-Management wollte das etwas hausbackene Marken-Image loswerden. Die Antwort sollte ein sportlicher Prototyp namens Tarpon sein. Ausgehend von einem Cabrio aus der kompakten American-Baureihe (dem Vorbild für Chrysler Valiant, Ford Falcon und Chevy II) entstand ein niedriges, sportliches Fastback mit angespitzt auslaufendem Heck. Bei gleichem Radstand (106 Zoll) war der Tarpon etwas länger (180 statt 177,25 Zoll). Ausserdem war er wegen der um ca. 5 cm niedrigen Dachlinie nur 133,3 cm hoch. |
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1964 Rambler Tarpon
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Optisch gab es leichte Variationen beim Trim und der Grill war eigenständig. |
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Der Kofferraum war von aussen nicht zugänglich. Die Heckscheibe war praktisch flach eingebaut. Zu den technischen Besonderheiten gehörten vordere Scheibenbremsen. |
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1964 Rambler Tarpon (Werkbild)
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Der Tarpon wurde der Society of American Engineers (SAE) an deren Jahreskongress Ende 1963 präsentiert, an der Detroiter Auto Show des folgenden Jahres gezeigt und machte dann die übliche Tour durch die Staaten: AMC hatte sozusagen den Mustang erfunden bevor dieser (Mitte 1964) vorgestellt worden war. Auch der Mustang sass übrigens auf dem Rahmen eines Kompaktwagens, namlich des Falcon. |
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Kurz vor dem Mustang hatte Plymouth mit dem Barracuda ein Modell auf der Strasse mit ähnlichem Konzept wie der Tarpon: Vorne Valiant aber ein eigenständiges, sportliches Heck. |
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Die Lösung der Konkurrenz: 1966 Plymouth Barracuda
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Nur in Serie ging der Tarpon nie. Der Grund war, dass die eigene Marktforschung einen V8 als zwingend erforderlich ansah, der geplante leichte V8 aber noch nicht bereit war. Der vorhandene passte nicht in den Rahmen des American. |
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1965 Rambler Marlin (Werkbild; marlinautoclub)
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Am Heck ist der 65 er erkennbar am Schriftzug "Rambler" in Blockbuchstaben. Die Schlussleuchten erschienen 1967 noch einmal. |
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Die „Uni-body“-Konstruktion des Rambler Marlin
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Das neue Fahrzeug war immerhin 15 Zoll länger (195 statt 180), hatte einen Radstand von 112 statt 106 Zoll und war 1 ½ Zoll höher als der Tarpon. Ausserdem bestand der 1.93 m-Hüne Abernethy darauf, auf dem Rücksitz Platz zu nehmen. Das führte dazu, dass die Dachlinie zum Entsetzen der Designer im hinteren Bereich um ca. 1 Zoll angehoben werden musste. Für den neuen Entwurf schlug Teague den Namen Marlin vor. |
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1965 Rambler Marlin (howstuffworks)
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6 Personen passten in den Marlin – aber nicht ihr Gepäck… |
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1965 Rambler Marlin (Wikipedia)
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Der Marlin wurde am 10. Februar 1965 der Presse vorgestellt und stand ab 1. März bei den Händlern. Diese späte Markteinführung unter dem Jahr war ein geschickter Schachzug der dem neuen Auto mehr öffentliche Aufmerksamkeit einbrachte. Die Fachwelt nahm den Marlin gemischt auf. Gelobt wurden Fahreigenschaften, Innenausstattung und Bremsen. Motor Trend, ein führendes Fachblatt, befand, dass der Marlin gut ausbalanciert sei und eine Abrundung des bestehenden Angebots an sportlichen Coupés. Warum auch immer - Automobile Quarterly, eigentlich ein Magazin für Oldtimer und klassische Fahrzeuge, verstieg sich zu einem vollständigen Verriss. Der Marlin sei das hässlichste Auto, das Detroit produziere, die Sicht nach hinten sei völlig ungenügend, die Schlusslichter wären ebenso falsch positioniert wie das Lenkrad und die Sitze sowieso zu weich. Sogar die Form der Pedale wurde beanstandet. Nachdem derlei Kritik den Rambler Classic nicht betraf darf man sich schon fragen was das sollte. |
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1966 AMC Marlin mit der Vinyl-Option
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1966 AMC Marlin Interieur mit 4-Gang-Schalter
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Für 1966 blieb der Marlin praktisch unverändert. Ab diesem Jahr wurde der Markenname Rambler nur noch für die American-Baureihe verwendet, Classic, Ambassador und Marlin liefen jetzt unter AMC. Entsprechend wurden der „Rambler“-Schriftzug an der Haubenfront durch „Marlin“ ersetzt und die Blockbuchstaben am Heck weggelassen. Der Grill wurde etwas abgeändert und enthielt einen schmalen Streifen in Wagenfarbe. Anstelle der 2. Farbe für das Dach war auf Wunsch ein schwarzer Vinylbesatz erhältlich. Vorne gab es jetzt auch für die Sechszylinder serienmässig einen Stabilisator. Die Grundausstattung wurde einfacher, dafür sank der Basispreis auf $2,601 und die Zubehörliste wurde länger. 4'547 Stück wurden verkauft. |
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1967 AMC Marlin (motorbase)
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Für 1967 wurde der Marlin auf die Ambassador-Plattform übernommen, die in diesem Jahr neu herauskam. Die Entscheidung zur Produktion des Javelin war gefallen. Dieser sass auf der kleinen Bodengruppe und es wurde befürchtet, dass sich die die Kundensegmente der beiden Modelle überschneiden könnten. Ausserdem war ein Full Size Marlin besser in der Produktpalette unterzubringen und von den Kunden besser einzuordnen. Beworben wurde der Marlin im Ambassdador-Prospekt. |
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1967 AMC Marlin 327 4bbl (motorbase)
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Es zeigte sich, dass die längere Haube des Ambassador zu besseren Proportionen führte. Teague meinte später, der 67er Marlin sei deshalb der formal ausgewogenste der drei Jahrgänge. Vorne gab es jetzt Doppelscheinwerfer übereinander. Die Heckscheibe wurde vergrössert doch das half wenig. Die hintere Stosstange war eigenständig doch griffen die Designer in die Trickkiste: Der Kofferraumdeckel der Vorgängermodelle wurde eingepasst und die Schlussleuchten des 65er wurden „reaktiviert“. Innen entsprach die Ausstattung mehr oder weniger dem Ambassador 990 oder DPL Hardtop. Eine Split Bench mit Mittelarmlehne und einem Polster für einen dritten Passagier vorne war optional. Ein kleineres Lenkrad sass auf einer neuen sicherheits-Lenksäule. |
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Der 66er Marlin mit Ambassador-Front
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Der Marlin war das erste Modell einer neuen Produktinitiative, welche AMC als vierten Komplettanbieter etablieren sollte. Die nächsten Schritte waren „Go“-Pakete für die Volumenmodelle, Javelin (Pony Car, gerichtet gegen Mustang, Camaro & Co), AMX (Corvette-Herausforderer), Gremlin (Antwort auf europäische und asiatische Subcompact-Importe) und Pacer (innovatives Stadtauto).Dazwischen kaufte AMC von Kaiser das Jeep-Angebot. Damit mischte man einem bestens eingeführten Produkt plötzlich auch bei leichten bis schweren Geländewagen mit und besass eine Abteilung für leichte Nutzfahrzeuge. |
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