Recherchiert von Michael Keller


Die Marke Continental (1956-60)

Der Continental blieb auch nach seiner Produktionseinstellung im Gedächtnis haften und Ford wurde immer wieder angefragt, ob es denn keine Neuauflage gebe. Tatsächlich befasste sich das Lincoln-Designstudio mehrfach mit Entwürfen. Letztlich scheiterte ein neues Projekt an den Finanzen. Im Zuge einer Konzernumstrukturierung und nachdem Ford eiskalt erwischt worden war von der 53er Dream Car Offensive von GM (Cadillac Eldorado, Buick Skylark, Oldsmobile Fiesta) und Packard (Caribbean) wurde ein neuer Continental eingeplant.

13 Entwürfe wurden begutachtet. Gewäht wurde schliesslich der hausinterne der Special Products Division unter Willim Clay Ford.

Im Hinblick auf die kommende Marke Edsel (auf 1958) bildete Ford neu die Lincoln-Continental-Division. Der Continental Mark II sollte als neue Marke und nicht bloß als Modell eingeführt werden.

Und er sollte jeden erdenklichen Luxus bieten. Die Karosserie hatte keinerlei Gemeinsamkeiten mit dem Lincoln und war von Hand gebaut. Das eigens entwickelte hydraulisch versenkbare Hardtop entfiel aus Kostengründen (und erschien 1957-59 im Ford Galaxie 500 Skyliner Retractable - der einzige Grund für dessen Existenz). Verwendet wurden Lincoln-Motoren, die aufwendig nachbearbeitet wurden. Die Baujahre 1956 und 57 lassen sich praktisch nur anhand der Chassis-Nummern unterscheiden.


1957 Continental Mark II


Mit 10'000 $ kostete ein Continental Mark II locker ein Drittel mehr als ein Cadillac Eldorado und bewegte sich in Rolls-Royce-Territorium.

Wer sich unbedingt einen offenen Mark II gönnen wollte, der konnte das. Zumindest theoretisch. Drei Exemplare liess Ford im Werk umbauen (Karosseriearbeiten extern). Und die alteingesessenen Karossiers Derham und Hess & Eisenhardt waren gerne bereit, zu einem angemessenen Preis ein Convertible zu liefern. Angemessen fanden sie 18'000 $. Von den drei Werksaufträgen existieren noch zwei Fahrzeuge. Dies ist einer davon:


1957 Continental Mark II Convertible Coupé


Gemäß "Standard Catalogue of American Automobiles" waren diese drei Cabrios so etwas wie Prototypen für eine geplante Ausdehnung der Reihe. Ein Sedan auf gleicher Basis war ebenfalls geplant.


1957 Continental Mark II Coupé


Trotz des horrenden Preises verlor Ford an jedem verkauften Mark II rund 1'000 $. Deshalb wurde für 1958 eine weniger extravagante Lösung gesucht. Der Mark III - ab jetzt erhielt der Continental jedes Modelljahr eine neue, fortlaufende Nummer - war einfach ein noch luxuriöserer Lincoln. Der eigene Leiterrahmen entfiel, Continental und Lincoln waren neu selbsttragend konstruiert. Die technische Nähe zum Lincoln machte erstmals auch wieder verschiedene Karosserien möglich. Lieferbar waren je ein 2- und 4-türiges Hardtop und ein Convertible. Die beiden ersteren hatten ein elektrisch versenkbares Heckfenster - das Mercury als Breezeway seit 1957.


1958 Continental Mark III 4-door Hardtop Sedan


1958 Continental Mark III 2-door Hardtop


Detailaufnahmen vom "Breezeway"-Heckfenster, vom Lenkrad und von der elektrischen Kofferraumentriegelung mittels Druckknopf. Eine Warnleuchte weist auf einen offenen Kofferraum hin und mit separatem Schlüssel ist der Kofferraum zu verriegeln. Eine seltene Option...

zum Vergleich:


Standard-Lincoln 1958


Der weiß lackierte Kotflügeleinsatz ist nicht original.

... und ein Show-Car von 1955/56, der ziemlich sicher zu einigen Detaillösungen (C-Säule) inspiriert hat:


1955/56 Packard Predictor


in der endgültigen Version. Das Auto hab ich Anfang der Neunziger in Natura gesehen auf einer Sonderausstellung am Automobil-Salon in Genf. Atemberaubend! Heute steht es im Auburn-Cord-Duesenberg-Museum in Auburn, Indiana. Aber das ist eine gaaaanz andere Geschichte...


Für 1959 gab es nur kleine Änderungen an der Karosserie. Dafür wurde der Ford-Konzern wieder einmal umgemodelt. Für den Continental war - ein Jahr lang - die Mercury-Edsel-Lincoln-Division zuständig.

Der Continental wurde mit den üblichen jährlichen Retouchen an der Karosserie bis 1960 gebaut. Dies sind übrigens die einzigen Continental Mark-Modelle ohne angedeutetes Reserverad hinten.


1959 Continental Mark IV 4-door Hardtop Sedan


zum Vergleich:


Lincoln Premiere 1959


1960 Continental Mark V 2-door Convertible Coupé


zum Vergleich:


Lincoln Premiere 1960


Die Lincoln und Continental der Baujahre 1958 - 60 erfüllten die Hoffnungen von Ford nicht und wurden vom Markt ungenügend akzeptiert während Cadillac wirklich zum "Standard of the World wurde". vergleicht man den 59er Lincoln mit dem 59er Cadillac wird auch klar, warum. Nachdem der Mark II tatsächlich zu einem Meilenstein für die Marke und für das Automobil-Design geworden war, muss das eine bittere Erkenntnis gewesen sein.

Für 1961 wurde de Konzern erneut völlig umgestellt. Inzwischen war die Produktion des Hoffnungsträgers Edsel nach immer katastrophaleren Verkaufszahlen sang- und klanglos eingestellt worden. Die freien Kapazitäten wurden für den neuen kleinen - und konservativen - Ford Falcon genutzt, der sehr erfolgreich war. Der Continental wurde gestrichen und die Lincoln-Modellreihen Capri und Premiere durch den neuen Lincoln Continental ersetzt. Dieser hat nichts mit der Mark-Serie zu tun, er ist auch etwas kleiner (relativ gesehen). Ihre Bodengruppe teilt die wiederum selbsttragend ausgeführte Konstruktion mit dem ebenfalls neuen Thunderbird.

Als Beispiel für die "Mark-freie" Periode von 1961-68:


1962 Lincoln Continental Sedan


der sogenannte "Kennedy-Lincoln" weil der US-Präsident eine Spezialausführung davon als Paradewagen für offizielle Anlässe erhielt. Bekanntlich ist Kennedy im Fond eines solchen Autos ermordet worden.


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