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Warum ich AMI fahre

Ich war wie Sie! Lappenwäsche statt täglich duschen, Taschenrechner solar, aber hallo!, sanfter Tourismus im Sauerland, Sie wissen schon. Doch eines Tages, vor etwa 18 Jahren, kam ein Teufel über mich und nahm Besitz von mir!!

Es fing harmlos an. Am Morgen erwachte ich und fand, ich sollte aufstehen, 600 Euro nehmen und ein Auto kaufen. Ein Auto, das wie neu aussieht, kaum gefahren ist und zwei Jahre TÜV hat. Solche Ideen gibt einem der Teufel ein.

Kurze Zeit später stand ich vor dem schwarzen Chevrolet. Praktisch ein Neuwagen. Zwei Jahre TÜV. 20 Jahre, kein Alter. Herrlich! Aber: 190 PS. Zwei Tonnen. 17 Liter Normal, locker.

"Nein!" schrie ich, und meine Hand umkrampfte die 600 Euro, "das nicht, nie, niemals!" Zu hören aber war kein Ton. Satan hatte meinen Mund verschlossen. Er stieß hart gegen meinen Kopf - ich nickte. Er öffnete gewaltsam meine Hand - das Geld fiel auf den Tisch.

Ich schwöre: Einst war ich wie Sie! Fußgänger aus Leidenschaft. Allenfalls Fahrrad. Oder Bahn. Wenn aber das Auto gar nicht zu umgehen war, dann mußte es hundertmal abgasgereinigt sein, kennfeldgesteuert eingespritzt, CW-optimiert. Die Fahrweise mußte angepaßt, ökologisch, vernünftig sein: weder Bremsen noch Gas. Rollen! Ich war ein fanatischer Anbeter der Ecomatic, die das Hochschalten diktiert und Vollgasfrevel sofort meldet. Es ist wahr: Ich notierte meine lächerlich geringen Verbräuche in einer Kladde! Doch nun - nun ritt mich der Teufel.

Der ungeheuerliche Durst des "Tiers", wie ich die schwere Limousine spontan genannt hatte, bereitete mir ein perverses, nie gekanntes Vergnügen. Wohlige Schauer liefen mir über den Rücken, sobald ich an das kannenweise durch den Vergaser laufende Benzin dachte. Eines solchen Tieres Durst zu stillen wurde zur Aufgabe, deren Bewältigung mich stolz machte. In einer ganz finsteren Stunde ließ ich aus den Reifen etwas Luft ab und verstellte mit einem kleinen Schraubenzieher die Zündung - 20 Liter, das war mein Traum!

Manchmal stellte ich mich jetzt auf Autobahnrastplätzen in die Nähe der Phalanx der Allrad- Fanatiker. Wie viele andere hatte auch ich lange Zeit gerätselt, was diese Menschen, die bekanntlich nie im Gelände fahren, an ihren sperrigen, hochhackigen Kleinlastwagen finden. Nun kannte ich ihr kleines Geheimnis! Mit leuchtenden Augen wisperten sie einander Literzahlen zu. "Was nimmt dein Jeep?" - "26,8 Liter Super verbleit!'' - "Stadt?" - ``Strecke, konstant 100.'' - "Toll!"

Ich entdecke ein neues Wir-Gefühl. Wir sind nicht wenige! Unsere geheime Leidenschaft verbindet Fabrikbesitzer und Hausbesetzer, Zahnärzte und Zahnlose, die Eigner riesiger neuer Geschosse und die Lenker riesiger alter Karren. Das Abfackeln fossiler Brennstoffe ist unsere Lust.

Auch wir haben eine Stätte der Wahrheit, der Schönheit, der Erhabenheit, einen Ort, wo wir zu uns finden, eine Kirche: Das ist die Tankstelle. Da stehen wir mit unseren großen, durstigen Tieren und kippen Hektoliter des elektrisierenden Saftes in unsere bodenlosen Tanks, um später an der Kasse die Scheine nur so hin zu blättern und zu bluten. Ein echter Opfergang ist das Tanken.

Hören Sie? Wie er quietscht, der kleingeistige Windkanalfreund, wenn er von der neuesten Benzinsteuererhöhung hört. Wir dagegen jubeln. Je höher der Preis, desto größer und herrlicher unser Opfer. Sehen Sie? Wie er den Benzinschlauch wringt, der mediokre Tropfenzähler. Wie er sorgsam noch den Zapfhahn schüttelt. Jeder verlorene Tropfen möchte ihm den Schnitt zunichte machen. Wir dagegen lassen es zum Ende des Tankens immer noch einmal herzhaft schwappen und spritzen - "Ein Sonderopfer für die Hölle", lachen wir rauh. Dann lassen wir das Tier brüllen. Und das Land mit all seinen verdrucksten Ökospießern versinkt in unserer Abgasfahne.

Ich war wie Sie! Zünden Sie eine Kerze für mich an!
Beten Sie!

unbekannter Autor aus den Tiefen des Internets

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