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>> History  >> GM  >> Cadillac Eldorado 1956-1958 

Recherchiert von Michael Keller

Ein philosophisch veranlagter Mann hat einmal festgestellt: Wenn Kleider Leute machen dann macht ein Cadillac, dass sie darin grösser wirken. Für ein Modell trifft das ganz besonders zu: Den Eldorado Brougham, gebaut von 1957 bis 1960. Erstmals seit dem unübertroffenen V-16 (1930-40) und niemals wieder danach war ein Cadillac exklusiver und teurer - und nie wieder seit dem V-16 oder danach hat Cadillac mehr Geld pro verkauftem Auto verloren als mit dem Eldorado Brougham.

Nach dem Krieg setzte Cadillac seinen Siegeszug als grösster Luxuswagenhersteller der USA (und dann: der Welt) fort. Nach einem eher zögerlichen Neustart nach dem 2. Weltkrieg mit "aufgewärmten" Vorkriegsmodellen waren die Wunderwaffen ohv-V8, Hydramatic und Flossen. Die wenigen verbliebenen Rivalen dümpelten mit wenig konkurrenzfähigen Modellen vor sich hin: Chryler Imperial (Imperial wurde erst 1954 eine eigene Marke) und Packard hatten veraltete Reihenachter. Letzter bot immerhin eine hauseigene Automatik "Ultramatic", der Imperial war jedoch bis 1954 allenfalls mit dem umständlichen Halbautomaten "FluiDrive" erhältlich. Lincoln wärmte erst die Zephyr V12 der Vorkriegszeit auf - der Continental verkaufte sich zwar einigermassen aber den gab es weder als Sedan noch Limo. Dann folgte mit dem Cosmopolitan ein wenig geglücktes Neudesign mit V8, assistiert von einer Variante des Mercury, dem Capri. Lincoln schien sich dann darauf zu konzentrieren, Oldsmobile anzugreifen...

Cadillac verkaufte indes seine Autos schneller als man sie bauen konnte. Und dann - eher unerwartet - 1956 der Donnerschlag von Ford: Eine neue Division oberhalb von Lincoln wurde gegründet und erschien mit einem komplett neuen Modell in der Rolls-Royce Klasse. Der Continental erwischte die Konkurrenz auf dem falschen Fuss.

Tatsächlich gab es auch bei Cadillac schon länger Überlegungen in Richtung eines Super-Luxus-Autos. Als Vorläufer können die 'Dream Cars' Orleans (1953), Park Avenue (1954) und die beiden Eldorado Brougham Prototypen (1955 und 1956) gelten. Den zweiten Prototypen präsentierte Cadillac auf dem Automobil-Salon von Paris 1956.

Am nächsten kam dem späteren "Serienwagen" aber der Eldorado Brougham Town Car von 1956. Im Prinzip war dieses Auo 1956 serienreif. Seine Karosserie war nicht nur optisch eigenständig, sie bestand aus Fiberglas. Es gab Verzögerungen und der Town Car blieb ein Einzelstück das auf den Autoausstellungen der Welt herumgeboten wurde, zusammen mit einem Sixty Special der zu einem rollenden Büro umgebaut worden war.

1956 Cadillac Eldorado Brougham Concept

Die Amerikaner bezeichnen mit Town Car ein Repräsentationsfahrzeug mit offenem Chauffeurabteil. Diese Karosserieform kam eigentlich bereits vor dem WW2 ausser Mode; in England nannte man sie Open Drive Limousine oder Sedanca (letztere gab es auch 2-türig), in Frankreich Coupé de Ville. "Stadtautos" werden heute etwas anders definiert...

1956 Cadillac Eldorado Brougham Town Car Prototype

Das Fahrerabteil war mit schwarzem Morocco-Leder bezogen, im Fond dominierte beige. Zu den gebotenen Annehmlichkeiten gehörten nicht nur Gadgets. AC verstand sich damals schon von selber, dazu ein Radio-Telefon (Diese Technik dieses Vorläufers des Funktelefons beanspruchte den halben Kofferraum), ein Schminkkoffer für die Dame und ein Zigarren-Humidor für den Herrn sowie eine Thermosflasche und ein Satz Gläser für die Bord-Bar. Ausserdem gab es eine Zentralverriegelung (welche in Fahrt automatisch alle vier Türen abschloss).

Der Eldorado Brougham Town Car hatte höchst eindrückliche Masse: Die Länge betrug 219.9 Zoll (5585.46 m), die Höhe 55.8 Zoll (1417.32 m) und der Radstand 129.5 Zoll (3289 mm). Wie bei der späteren Serien-Version wurden Fahrgestell und Technik eines Standard-Cadillac verwendet (hier entweder Eldorado oder Series 62). Wie die anderen 56er Eldorados hatte er einen ohv-V8 mit 365 ci (5981 ccm). Gegenüber 285 HP = 212.52 kW stehen dem Eldorado dank 2x4 Carter-Vergaseranlage 305 HP = 224.48 kW @ 4700/min zur Verfügung - genug, um ihn für 1956 zu einem der drei stärksten Serienwagen der Welt zu machen. Die anderen waren Chrysler 300B (353.1 ci = 5786 ccm; 340 HP = 253.58 kW @ 5300/min) und Packard Caribbean (374 ci = 6128 ccm; 320 HP = 231.17 kW @ 4600/min). Das Fahrzeug ist, abgesehen von Fiberglaskarosserie und Dach, bereits recht nah an der Serienversion des Eldorado Brougham.

1957 Cadillac Series 70 Eldorado Brougham

Es kann ohne weiteres davon ausgegangen werden, dass der Continental Mark II mitentscheidend für die Markteinführung des Eldorado Brougham war. Und wenn jener ungeheure $10,000 kostete dann musste der beste Cadillac noch teurer sein: Exorbitante $13,074 ohne Sonderwünsche (Zubehör gab es kaum, war ja alles bereits inklusive). Damit wir die Zahl besser verstehen: Für die Differenz gab es einen PW der oberen Mittelklasse...
Dabei verlor auch Cadillac an jedem verkauften Exemplar bares Geld. Von $10,000 wird gemunkkelt...

Dafür wurde allerhand geboten. Die auffälligsten Merkmale des Brougham sind die Doppelscheinwerfer - die ersten auf einem US-PW, die hinten angeschlagenen hinteren Türen und sein grauschimmerndes Dach aus gebürstetem Edelstahl. Und er ist der erste Cadillac, der die neu entwickelte GM-Luftfederung erhielt. Wie sich bald zeigen sollte, bereitete diese nicht eitel Freude: Sie war chronisch undicht und es soll genervte Besitzer gegeben habe welche sie schliesslich rausschmissen und eine konventionelle Federung einbauten...

Innenansichten... Brougham Nr. 5770096914 war der 107. von 400 gebauten 57er Broughams 

Die Motorleistung war die gleiche wie bei den anderen Cadillacs seines Jahrgangs: 300 HP = 223.7 kW @ 4800/min (eine 325 HP-Option mit 2x4 Carter Vergaseranlage für Eldorados scheint für den Brougham nicht erhältlich gewesen zu sein. Die Stosstangen bestehen aus verchromtem Aluminium. Dreht der Fahrer den Zündschlüssel auf "Igniton", dann startet der Brougham automatisch sobald der Hydramatic-Hebel bewegt wird. Für die Serie wurde die automatische ZV des Prototypen beibehalten. Auch sonst sind jede Menge Helferlein serienmässig verbaut: Servolenkung und -bremsen, elektrische Verstellung für Scheiben, Sitzbank, Antenne und Kofferraumentriegelung. AC war selbstverständlich ebenso inbegriffen wie "Autronic Eye", die automatische Scheinwerferabblendung, Lederausstattung, Lederbezug für das Armaturenbrett, drei "Schnecken"- und ein Trompetenhorn. Zu den beim Prototypen bereits erwähnten Annehmlichkeiten kamen absolut notwendige Dinge wie Papiertuch-Dispenser, Make-up Spiegel, Aufnahme für einen Lippenstift, ein Notizblock mit Füller und ein Flacon mit Parfum von Arpège...

Ein Teil der serienmässigen Accessoires

Für 1958 änderte man wenig am Eldorado Brougham. Die Leistung stieg leicht an auf 335 HP (246.46kW) @ 4800/min (nach anderen Quellen: 345 HP).

1958 Series 70 Eldorado Brougham

Und zum Schluss... naja...

1958 Series 70 Eldorado Brougham Custom; Karosserie von John D'Agostino, Effekt-Lackierung von Gene Winfield, verstellbare Luftfederung. Petersen Automotive Museum, Los Angeles (conceptcarz) 

Das GM-Management war nicht mehr gewillt, die enormen Verluste hinzunehmen welche der Brougham generierte - eine Erfahrung, die Ford mit dem Continental II bereits gemacht hatte: Der 58er Conti teilte wesentlich mehr Komponenten mit Standard-Lincoln als sein Vorgänger. Auch bei Cadillac musste etwas geschehen...

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